VON BJÖRN JESKE //
Immerhin ein neuer Tag.
Noch kein gebrauchter.
Den Shit in 5 Minuten erledigt haben und eingefrorene Wünsche nebenher schon mal auftauen lassen.
Zum Mittag: es geschafft haben und in der Zeitung stehen.
Die Zeitung hätte ich selbst gegründet.
Könnte knapp werden, ist schon 11:44 Uhr.
Jeden Sonntag einen Brief schreiben, max.
Call it a day.
An Strand gehen.
Flasche Utopia aus dem Wasser fischen.
Kaltes Bier.
Nie wieder Bullshit beantworten.
Alte Zahnbürste gegen fuck SUV tauschen.
Gleich wieder verkaufen.
Sie würden damit zu ihrer sinnlosen Arbeit fahren,
mit anderen sprechen über Parkhausgebühren, Kundenfeedback,
Mallorca (“Abseits vom Ballermann ist es sehr schön!”)
und Tennisvereine.
Dann würden alle Post bekommen.
“Zehn Zeilen worum es geht”,
würde ich titeln.
Sie würden vorfrankieren
mit Banknoten auf denen die besten
Punchlines
von allen
und Silhouetten von Daisy Duck, Patti Smith,
Mac Miller, Lagerfeld, Vincent Vega gedruckt sind.
Sie würden aufhören mit ihren
Me-Too-Produkten,
Feedbackschleifen,
Powerpoint und
Copy und Paste.
Und sie würden keinen Sektmundgeruch mehr haben.
Mitten im E-Mail-Verkehr würden sie alle einfach
aussteigen …
… über Leitplanken hüpfen wie Rentner in der scheiß Vorsorgewerbung.
Und über die Wiesen wie
Bambi.
Und eine neue Bibel würden sie malen.
Niemand würde mehr Vinylböden kaufen.
Und wenn sie “Alexa” sagten, würde jemand rülpsen.
Sonst nichts.
Er würde seinen Traum nicht einschläfern wie einen kranken
Hund.
Ein Bankkonto hätte er nie gehabt und sie nie Drama.
Wir würden Kerzen anpusten nicht aus.
Es war dunkel und nass und der Verkehr störte meine Augen.
In ihren Autos aus Autofabriken fuhren sie
von der Arbeit zu Supermärkten.
Von Begräbnissen zu Besprechungen und vice versa
und hörten schlechte Musik.
Sie bremsten und fuhren an und bremsten und fuhren an.
Rotes Licht, gelbes Licht auf der
spiegelnassen Straße.
Sie wollten Feuer auf Wasser machen,
das konnte nichts werden.
Aus dem Dunkeln heraus trat ich auf die Straße
und warf mich vor den hässlichen Bus.
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