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Sie nannten dich Jägermeister

VON FINN TUBBE //



Knabbre nur weiter an Rändern. Ich trage jetzt Kanten

im Gesicht. Kennst du den Planeten, wo unsere

Hanteln lachen? Ich verkaufte sie auf Ebay, doch

träume immer noch vom Metall, dass meine

Handgelenke taub werden lässt.


Fahre meine Linien mit deinen ab. Stoppe,

wo sie auseinanderliefen. Wir können kurz so

tun, als hättest du dich nur verlaufen.


Ich weiß, Bruder. Tauschte harte Arme

Gegen Zweifel. Doch zittern tuts nicht mehr so. Sie

nannten dich Jägermeister, wussten nichts von

zerkauten Bauten deren Umrisse du nach dem

Bierfest formuliertest. Auf dem Wasserbett, das

meinen Eltern gehört, Sprachst du von

Verantwortung, Vaterland, Verrat, sagtest: Fabeln

einer Erziehung. Eigentlich bin ich Sammler.

Weißt du vom Nagen an inneren

Nähmaschinen? Oder schnitzt du immer

noch Vorwürfe

aus heimischem Holz. Mit heimischem Stolz.


Dein Kinderzimmer wurde einfach größer.

Verrückt, wenn Symbiosen brechen. Auch in mir zerfiels.

Du trankst Antibiotika mit Strohhalm. Ich küsste wahllos

Wesen, versuchte, sie in Menschen zu dividieren.

Waberte in Willkürlichkeiten, flehte Fremde nach

Putzplänen an.


Willst dus wirklich hören? Dass dein Leben,

Geist, Säure einer Sozialisation,

Straßenseitenwechselgrund, Sakrileg meines

Selbstbildes etc., ein Verwesen,

nurmehr Rücken. Wirbel

Säulen deiner Ideologie auf. Nennst Frauen noch…?



Die Erkenntnis, dass wir im Keller wurzeln.

Ich ging hoch, du versuchtest derweil den

Schimmel aus den Wänden zu holen.

Vielleicht

Hast du nie aufgegeben. Mir wurde zugetragen,

du hättest den Raum ausräuchern wollen,

seist die ganze Zeit im Rauch gestanden.


Ich sehe nicht mehr viel von dem Jungen,

der gerne die Schnürsenkel anderer zuband.


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