VON JONAS MIETH //
Der lauteste Gedanke wird zuerst wach und dahinein fließen dann alle anderen, und wie sie so einfließen und einströmen, ergibt das einen Ton, der da bleibt, und der Ton ist laut in mir, hallt, und ich möchte ihn loswerden, also rufe ich ihn aus, und dann hallt er in meiner Wohnung, dort, in mir und außer mir, und dann habe ich nichts mehr nur: „ich habe ihn verloren“, und das wird zurückgeworfen auf mich, das schlägt da an die Schädeldecke und an meinen Körper, trifft sich fast, bricht aus mir und auf mich, bricht mich fast und dann lege ich mich, aber nicht still. Ich kreise, so schnell, dass ich meine Achse und meine Form verliere, dass ich hochsteige, dass da Stücke von mir abfallen, so schnell, dass ich mich auflöse und regne, auf die Stadt. Und die Stücke fallen leise, und wirbeln da noch, mir sind die Orte zum Weinen ausgegangen, und dann suchen sie einander, lange, in der Mitte, setzten sich da zusammen, aber davor sagen sie noch: Du bist kein guter Mensch, und das bleibt dann, als sie sich zusammensetzen, das lähmt dann, und so bleibt das zusammengesetzte Gebilde liegen, irgendwo, wo kein Serotonin mehr hinkommt, da hungert es aus, eine Weile. Ich habe vergessen, wer ich bin, da und überall, und da fahre ich meine Konturen nach, aber sie verschwimmen. Ich werde zum Teich, ich sinke, aber ich fließe über, ich werde zur Flutwelle, und reiße alles ein. Ich reiße alles mit, Türme und Häuser, und Bäume reiße ich aus, und Menschen schwemme ich mit, und ich spüre Städte und Landschaften unter mir, und das tut mir leid, und ich bin so erschöpft und dann sickere ich in den Boden, und ich möchte nicht mehr sein, bis da nur noch eine Lache bleibt, ich spiegel was da um und über mir ist, ab und an, und ich rege mich hier und da und versuche ab und an. Und so bleibe ich einige Monate, und ich möchte zum Bach werden, möchte Ufer haben, links und rechts, möchte vorankommen, wirklich, und langsam werde ich zum Bach, mit Ufern, rechts und links, und ich fließe, sanft fließe ich, nach vorne fließe ich, und da sitzen zwei Männer an meinem Ufer, die sich mögen, die sich wirklich mögen sitzen da an meinem Ufer, und ich werde einer von ihnen und Gold ist der Bach da vor uns, der Himmel, und still ist es kurz, nur der Bach und unsere Worte, und dann wird es laut, da ist dieser Ton, und Hunde die bellen schwarz, rechts und links, und das alles eng wird, rechts und links, und laut wird es, und da kommt Druck, von allen Seiten, bleib mir bei, und pressend die Luft, der Ton, eng, und ich möchte, dass es weit wird, für uns, und ich sprenge rechts und links, baue vorne und hinten, schiebe die Enge an den äußeren Rand der Welt, weit ist es dann vor uns. Landschaften grenzt an Landschaften grenzt an, über Meilen und Jahre, so weitläufig. Und ich spüre dein Gesicht an meinem, deine Hände um meine Brust, so weitläufig ist dann alles, wir schauen rundherum, wir drehen uns im Kreis, wir auf diesem Aussichtsturm, und alles das da vor uns liegt, alles, dieses alles, und ich fühle, dass mir schwindelig wird und dunkel vor Augen, und ich schließe sie kurz, und da ist dann nichts, nur Wand an Wand an Wand. Und ich liege auf dem Boden, und ich ziehe mir Dinge aus dem Körper, die man nicht mögen könnte, ich picke mir Teile aus, ich möchte du sein, ich möchte dir nah sein. Ich sehe, wie die Teile größer werden, immer größer, und größer, wie ihnen Arme, viele, und Münder wachsen, wie sie über mir stehen, und zu mir sprechen, und zuerst sagen, sie noch, dass ich nicht genug bin. Und ich halte das aus, und dann werden sie kleiner, dann nehmen sie mich an der Hand, und sie singen zu mir, und wir tanzen, Kreise drehen wir durch mein Zimmer, wir lachen, während wir Kreise drehen, wild und während wir das tun, fühle ich mich wohl eine Zeitlang, fühle Liedtexte, die wir gemeinsam schreiben, aber dann sehe ich dich ihn einen von ihnen, sehe dich in der Freude von mir, und das stoppt dann. Und kurz ist es leise, und dann ist es laut, und nah und innen, und drückt von außen nach innen, dieser laute Gedanke, und dann die nächsten, und ich möchte, dass du dich zu mir legst, mit allem, das warst du, daher, möchte deinen Kopf spüren, immer, wie gedacht, dieser Kopf, was da drinsteckt, das warst du, daher, ich höre Worte, die nicht da sind, daher, aber ich schreie mir die Ohren wund, dann. Ich halte mir meine Worte und die Taten vor, und ich halte aus, mehr als ich aushalte. Ich halte mich so fest da, dass da zwei entstehen, aus mir, und ich sitze mir gegenüber. Ich halte meine Hände, mein Gesicht, und ich würde mir gerne sagen, dass es besser wird, aber ich sage nichts, ich schaue mich nur lange an, dann. Und da ist Stille zwischen uns, mir und dir, und mir und mir, und uns, wirkliche Stille, und dann ist da ein Gedanke, den wir nur gemeinsam haben. Ich hoffe, die Sonne scheint warm auf dich und du bist immer du. Und ich sage mir „bleib bei dir“ und „bleib mir bei“, und das sage ich, bis es sich nicht mehr wie Einsamkeit anfühlt, immer wieder, und ich höre mir zu, bis es keine mehr ist, immer wieder.
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