VON BIANCA //
heimkehr
hab nun endlich genügend
distanz gebracht zwischen
dich und mich und dem, was
ich dachte, dass du bist und
kann jetzt endlich sehn, dass
es schon früher zeit gewesen
wär, zu gehn. aber ich konnte
nicht den mut fassen, konnte
dich nicht loslassen. also hab
ich mich in lügen schlafen gelegt,
meine innere verbitterung gepflegt
und dich dafür verantwortlich gemacht,
aber schuldzuweisungen haben noch
nie jemanden irgendwas gebracht.
heute ist jemand anders mein
daheim und wenn ich ihn anblicke,
dann weiß ich, so und nicht
anders soll es sein.
immer dieselbe frage
ich fragte dich manchmal
wenn ich den mut aufbrachte
oder einfach nicht nachdachte
ob du sie verlassen würdest
du hast dich abgewandt
abgewunken und noch mehr
bier getrunken
um nicht antworten zu müssen
einmal gabst du ein „vielleicht“ zur antwort
und dieses wort glich einem schlag
es ging mir bis ins mark
und auch wenn ich das gegenteil behaupte,
hab ich dir das bis heute nicht verziehn.
letzten sommer
letzten sommer tranken wir zu viel
das bier lag uns schwer im magen
aber wir litten lieber den kater,
als in nüchternes schweigen zu
verfallen und auf fragen wie „wann,
wirklich und was, wenn nicht?“
zu stoßen, die uns das genick brachen.
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