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Adonis


Sie teilen den Namen Herr, sie teilen den Namen Geliebter der Göttin, sie teilen sich und die Brüder, die kommen, sie kommen mit den Brüdern, tauschen Sand gegen Sand und zerfließen,

Adonis.

Die Fragen sind dieselben, wie immer schon, zerfallen zwischen vier Händen, während sie einander zuflüstern was unvergessen bleiben soll. Vielleicht sitzen sie einander gegenüber, ihre Arme ineinander verschränkt wie am Tag ihrer Geburt. Im Mondlicht, mit dem Rauschen des Meeres so nah, im Schutz dieser letzten Nacht. Der Faden soll behalten werden, soll gespannt bleiben zwischen dem Hier und wo das neue Ziel auch sein mag, versprechen sie sich und sich, und werden dieses Versprechen als erstes brechen. Die Nacht ist ruhig. Auf der Zunge des Gottesdieners lag am Vortag Zuversicht, er sprach von Herr und neuen Herren, ewig lebten die Frauen, die ihre Männer ehrten, ewig, Amen.

Welchen Göttern der Mond gehört, fragen sie. Diese unerlaubten Fragen, denn die vergangenen Zeiten sind verboten. Die trotzdem geflüsterten Antworten sind mal diesen, mal jenen, mal vielen, mal keinen. Am Schluss nur noch einem. Sie treffen sich in der Bambushütte der Großmutter in dieser Nacht. Hier hat sie in der Ecke geschlafen, das Gesicht stets zum Eingang gewandt. Hier hat sie jedem Gegenstand, den sie verwendete, gedankt. Wenn sie an dewa denken, jetzt und später, dann an Großmutter. Wie schnell sie das Gesicht und die aller anderen vergessen werden, und wie lange es weitergezeichnet wird, von Mutter zu Tochter zu Mutter, diese Haare und Augen, diese Augen und Haare.

Jetzt liebkosen sie ihre weiche Haut, diese porenarme Haut, diese haarlose Haut, diese Beschreibungen, Umschreibungen, Zuschreibungen durch die tief in der Haut verankerten Follikeln, durch die Wurzeln der schwarzen Haare, die durch ihre Vorderarme brechen.

Auf den Zetteln zwischen ihnen stehen neue Worte.

Ja

Niet

Heer

Ein neues Mantra, Adonis.

Die beiden Männer, die am nächsten Tag kommen, tragen andere Kleidung, und geben ihnen neue. In der Hitze sind die vielen Schichten schwer zu ertragen, die langen, dunklen Ärmel, der Über- und der Unterrock. Sie lernen die Namen aller neuer Kleidungsstücke, die Namen der Brüder. Sie nehmen eine Bibel mit und Gewürze. Sie lernen die Namen der Himmelsrichtungen von Bord aus.

In der Kabine auf dem Schiff begegnen sie ihren Herren, und preisen, sie begegnen sich vorsichtig und liebevoll, sie begegnen sich desinteressiert und unter Vorbehalt, sie begegnen sich gewaltsam. Sie lesen davor aus einer fremden Bibel, ja und heer, ja und heer.

Der Sturm trägt sie sanft, und wenn die Kinder kommen dann beten sie brav die Schmerzen weg. Dann haben sie die neue Sprache erlernt, kochen sie mit neuen Gewürzen alte Gerichte. Schnell begreifen sie, wie sie sich tragen müssen, wie sie sich halten müssen. Sie stehen hinter den Brüdern, die vor ihnen auf samtbeschlagenen Stühlen sitzen, während die Aufnahme gemacht wird, blicken aufs lichtje, wie ihnen geheißen, bis zum Knall.

Manchmal aber, im Geheimen, erzählt die eine der anderen von Soma, während die Kinder zu ihren Füßen spielen. Soma, mit den 27 Frauen, von denen er nur eine liebte, der Verfluchte, schwand dahin. Soma, den sie auch Chandra nennen, stahl sich mit Tara in die Nacht. Die Sterne bekriegten sich deswegen. Soma, den sie auch Nektartrunk nennen, Soma, der den Rausch bringt. How quaint, how exotic. Soma sagen die Brüder auch soma this and that, som-mer this and that.

Jahrzehnte entfernt wird das, was sie teilen, Kitsch heißen, wird übertrieben heißen, zu viel, unecht heißen, wird fake heißen. Von ihnen bleibt nur ein geteilter Name übrig, Adonis, von Jakarta, aus Semarang, von Bali, und das Foto.

Davon unbeeindruckt drücken sie als sie ankommen ihre anschwellenden Bäuche in unbequemen Betten aneinander, während im Nebenraum die Brüder Land umverteilen. Von diesen Brüdern, stillen Männern, bekommen sie nur die Namen. Wenn sie ihre Kinder stillen, dann wissen sie, dass nur diese Namen wichtig sind.


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